Elisabeth Trissenaar
Geboren in Österreich
Eine der großen "Tragödinnen" der Bühne, in Film und Fernsehen und durch ihre (auch: manierierte) Spielweise in melodramatischen Rollen unverwechselbar. Elisabeth Trissenaars Frauen sind meist Frauen unter Einfluss, die ausbrechen wollen und denen in jeder Hinsicht der Weg verstellt wird. Meist dem bürgerlichen Milieu angehörend, bringen sie ihre Sehnsüchte, ihre unerfüllte Erotik und Sexualität und ihr Sicherheitsverlangen auf den Punkt, indem sie sich teils verweigern, teils besinnungslos ins Abenteuer stürzen und teils als Grübler und Schwärmer ins Abseits geraten. Trissenaar besitzt eine der schönsten Stimmen in der Mediengeschichte, so brüchig wie erotisch, so rauchig wie kehlig und so modulationsfähig wie selten.
Elisabeth Trissenaar wurde 1944 in Wien als Tochter eines holländischen Arztes geboren, absolvierte das dortige Reinhardt-Seminar und trat seit 1964 auf Bühnen von Bern bis Bochum auf. Sie lernt den Regisseur Hans Neuenfels kennen, heiratet ihn und wird im Fernsehen mit den Abfilmungen der gemeinsamen Bühnenarbeiten bekannt. Ihr eigentliches Debüt vor der Kamera ist Rainer Werner Fassbinders Zweiteiler "Bolwieser", wo sie an der Enge des Bahnwärtermilieus ihres Mannes zu ersticken droht, sich aber resolut darüber hinweg setzt und sich in eine Affäre stürzt. Eine ähnliche Leistung gelang ihr in "Die Reinheit des Herzens", wo sie sich als verheirate Frau in einen jüngeren Mann verliebt. Als Trümmerfrau und Freundin von Hanna Schygulla gehörte sie zum Ensemble von RWFs "Die Ehe der Maria Braun". Von Armin Müller-Stahl wird sie als geflohene Jüdin in "Bittere Ernte" im Keller seines Bauernhofs versteckt, in "Franza" spielt sie die todessehnsüchtige Titelheldin der Verfilmung eines Romans von Ingeborg Bachmann. Seit den 90er-Jahren ist Trissenaar gelegentlich in Film und Fernsehen in Mütterrollen zu sehen.
Seit 1981 spielte Trissenaar an den Berliner Theatern. Sie führte Ko-Regie und schrieb auch an Drehbüchern mit. Mit Neuenfels lebt sie in München und Berlin, spielt, inszeniert und veranstaltet literarische Lesungen.